Durstiger Donnerstag am 11. März 2021
Frauen, die brauen
Digitale Bierprobe am 11. März live aus dem Welde Brauhaus in Schwetzingen mit Bier von Frauen – Von Braumeisterinnen, Brauereigründerinnen und der ersten Biersommelier-Weltmeisterin
Plankstadt/Schwetzingen, 26. Februar 2021 – Jahrtausende lang war das Bierbrauen eine klassische Hausfrauenaufgabe, bevor es nach und nach ein Beruf und so ungefähr ab dem Mittelalter eine nahezu reine Männerdomäne wurde. Und jetzt? Der Craftbier-Trend hat die Biervielfalt sehr positiv beeinflusst und Frauen wieder stärker zum kreativen Brauhandwerk und zum Biergenuss gebracht. Einen Überblick über die weibliche Arbeit in Sudhaus, Fasskeller und Co. will die digitale Bierprobe aus dem Welde Brauhaus in Schwetzingen am 11. März geben. Die Welde Biersommeliers Max Spielmann und Malte Brusermann verkosten Biere unterschiedlicher Stile von Braumeisterinnen und Brauereigründerinnen aus Deutschland.
Frauensache damals
Irgendwo in Nordafrika oder im Vorderen Orient – man weiß es nicht genau – vergaß eine Hausfrau ein nasses Fladenbrot oder vielleicht auch eine Getreidesuppe. Ein Gärprozess kam in Gang und erstaunlicherweise schmeckte das entstandene „Zeug“ gut. Die Geburtsstunde des Bieres und der Brauerinnen.
Ein Sprung durch die Geschichte führt zu Hildegard von Bingen (1098 – 1179) – sie braute Bier. Und empfahl es wegen des heilenden Hopfens als gutes Getränk, gar als Mittel gegen Einschlafprobleme. Luthers Frau Katharina von Bora (1499-1552) soll eine exzellente Brauerin gewesen sein. Sie und Millionen anderer Frauen bereiteten Speisen zu – und brauten Bier für die ganze Familie. Denn Bier hatte, als sicheres, weil durch Kochen, Hopfenzugabe und Alkoholgehalt nicht keimbelastetes Getränk, einen wichtigen Stellenwert als Nahrungsmittel: flüssiges Brot eben.
Vom Kloster zur Männerdomäne
In Männerklöstern waren es die Bewohner, die selbst Bier herstellten. Da die Klöster meistens auch über eigene Getreidefelder verfügten, brauten sie mehr Bier, als sie selbst tranken. Der Handel mit dem wichtigen Gut entstand, mit ihm kamen größere und schwerere Fässer und Bottiche, Gerätschaften und vieles mehr. Ein Beruf entwickelte sich aus der hauswirtschaftlichen Getränkeherstellung – und die Frauen waren raus für lange, lange Zeit.
Frauensache heute
Beispiele davon, was Frauen heute brauen, kommen anlässlich der digitalen Bierprobe in Schwetzingen auf den Welde-Brauhaus-Tisch. Dass Craftbier auch ohne klischeehaften Hipster-Brauer mit Holzfällerhemd und Vollbart geht, zeigt das Black Forest Amber Ale mit dem idyllisch-passenden Namen „Kuckucksrot“ von Emma – Biere ohne Bart. Dahinter verbirgt sich Almut Emma Zinn, die seit 2015 in Freiburg ihre Biere braut.
Katharina Kurz von BRLO aus Berlin ist keine Braumeisterin, aber Brauereigründerin. Gemeinsam mit ihren Braumeistern ist sie Kopf der 2016 gegründeten Brauerei. Bei ihrem West Coast India Pale Ale namens „You’re on Mute“, was frei übersetzt so viel heißt wie „Dein Mikro ist aus“, ist der Name Programm. In Zeiten von Videokonferenzen und Co. muss es Gelegenheiten für ruhige, bierige Genussmomente geben.
Ebenfalls in Berlin ist Braumeisterin Ulrike Genz aktiv. Sie will seit 2012 mit ihrer Brauerei Schneeeule den Berlinern wieder eine echte Berliner Weisse kredenzen. Dazu braut sie u.a. mit historischen Hefen aus bis zu 50 Jahre alten Bierflaschen, die sie wie einen Schatz hütet. „Marlene“, die nach der Ikone Marlene Dietrich genannt wurde, ist so ein echtes fruchtig-prickelndes Berliner Sauerbier.
Elisa Raus ist die PR-Frau“ bei der Braumanufaktur Störtebeker im hohen Norden. Sie ist die erste Biersommelier-Weltmeisterin, 2019 setzte sie sich im Wettbewerb in Rimini, Italien, gegen 79 Biersommeliers aus aller Welt durch. Aus Stralsund kommt ein naturbelassenes helles Atlantik Ale. Mit der Einführung des Hopfens in Englands Brauhandwerk entstanden Ales, die für ihre starke Hopfung berühmt und vor allem auch lange haltbar waren. Über die Hansestädte verbreitete sich das Bierrezept, natürlich auch in die alte Hansestadt Stralsund.
Braumeisterin Doreen Gaumann hat die Freie Brau Union Bremen nach einem fast 50 Jahre dauernden Dornröschen-, pardon, Stadtmusikantenschlaf wieder zum Leben erweckt. Für sie ging es nach ihrer Ausbildung in der Bierindustrie zum echten Handwerk, jetzt macht sie alles von der Rohstoffannahme bis zur Abfüllung, von der Brauereiführung bis zum Brauseminar und – ihr Herzensprojekt – zur Produktentwicklung. Aus ihrem Sudhaus kommt ein Kräusen, ein naturtrübes, hellgelbes Bier mit feinen Hefenoten. Ein Kräusen ist vergleichbar mit einem Zwickelbier, um es auf einen einfachen und verständlichen Nenner zu bringen.
Von der Welde Braumanufaktur aus Plankstadt ist die Badisch Gose dabei, ein spritzig-frisches Sauerbier. Der über 100 Jahre alte Bierstil wurde vor einigen Jahren für Nordbaden wiederentdeckt. Frauen und Welde? Aber ja, und wie! Nur ein Beispiel: die Braumanufaktur gäb es heute nicht mehr, hätten Barbara und Elisabeth Welde, spätere Hirsch, nicht Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts immer wieder die Ärmel hochgekrempelt, als Ehemann, Vater und Sohn starben.
Zur Bierprobe passende Bierpakete können noch bis zum 8. März auf www.digitalebierprobe.de bestellt werden. Ach übrigens: Der 8. März ist Weltfrauentag.
Mit freundlichen Grüßen
Julienne Matthias-Gund
Geschäftsführerin
Touristikgemeinschaft Kurpfalz e.V.
Postfach 3010
68739 Plankstadt
Tel. 06202/9706071
info
http://www.kurpfalz-tourist.de